Rechenschwäche / Dyskalkulie – Was ist das?
Die Begriffe Rechenschwäche / Rechenstörung / Dyskalkulie werden mehr oder weniger synonym benutzt und bezeichnen Schwierigkeiten beim Erlernen von mathematischen Konzepten und Fähigkeiten.
Verursacht werden diese Schwierigkeiten durch eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens, betroffen sind ca. 6% eines Jahrgangs.
Aufgrund dieser Entwicklungsverzögerung fehlen die Voraussetzungen um das Lernangebot der Schule verständig zu nutzen.
Betroffen ist in erster Linie der Grundlagenbereich (Mächtigkeitsverständnis, Zahlenbegriff, Grundrechenarten, Dezimalsystem)
Anzeichen einer Rechenschwäche / Dyskalkulie
Diese Symptome können auf eine Rechenschwäche / Dyskalkulie im Grundschulalter hinweisen:
Bei Kindern /Jugendlichen mit einer Rechenschwäche / Dyskalkulie ist auffällig, dass das normale Üben zu Hause und in der Schule einfach nicht greift.
Das Kind strengt sich an, dennoch bleiben Misserfolge.
Das Selbstwertgefühl leidet, es entstehen Vermeidungsstrategien und Lernblockaden.
Ursachen
einer Rechenschwäche / Dyskalkulie
Warum haben Kinder mit einer Rechenschwäche / Dyskalkulie so große Schwierigkeiten, die Bedeutung von Zahlen und Mengen zu verstehen und daraus folgend die Grundrechenarten zu erlernen?
Zunächst ist wichtig:
Die Probleme treten nicht auf, weil das Kind „zu dumm“ oder „zu faul“ ist – sondern weil es unter einer das Rechnen betreffenden Teilleistungsstörung leidet.
Dyskalkulie tritt in allen sozialen Schichten auf, sie entsteht nicht aufgrund äußerer Umstände.
Eltern und Lehrer tragen keinerlei „Schuld“ am Entstehen einer Dyskalkulie..
Die konkreten Ursachen einer Dyskalkulie sind noch weitgehend unbekannt. Die Forschung geht von einer Verbindung unterschiedlicher Faktoren aus, aus der sich eine solche Teilleistungsstörung entwickelt.
Dazu gehören genetische Faktoren: Familien- und Zwillingsstudien verweisen deutlich auf die Annahme erblich bedingter Ursachen. Bisher konnte zwar kein genetischer Nachweis im Zusammenhang mit Dyskalkulie erbracht werden, eine erbliche Komponente ist jedoch wahrscheinlich.
Ebenso spielen neurophysiologische / neurobiologische Faktoren bestimmter Gehirnregionen eine Rolle:
Die Fähigkeit, die Grundrechenarten anzuwenden oder mathematische Aufgabenstellungen zu lösen, erfordert das Zusammenspiel mehrerer Gehirnregionen. Studien weisen darauf hin, dass die Dyskalkulie mit einer untypischen Entwicklung und Aktivität einer entscheidenden Gehirnregion, die für das numerische Mengenverständnis entscheidend ist, einhergeht.
Die Funktionsweisen von Gehirnregionen – zuständig für die sprachliche Verarbeitung von Faktenwissen sowie das Verständnis von Zahlenräumen scheint bei der Dyskalkulie ebenfalls verändert zu sein. Ihr Zusammenwirken im Netzwerk des Gehirns ist jedoch weitgehend unerforscht.
Fragebogen für Eltern
Der nachfolgende Fragebogen enthält eine Zusammenstellung typischer Beobachtungen elementarer Lernschwierigkeiten im Grundschulbereich der Mathematik.
Kinder, die bereits eine weiterführende Schule besuchen, haben oft Kompensationsstrategien entwickelt, so dass die Symptome nicht mehr ohne weiteres erkennbar sind.
Die Fragen sollen Sie als Eltern zur Beobachtung anregen, dienen jedoch nicht der Diagnose einer Dyskalkulie.
Je früher eine Dyskalkulie erkannt wird, umso wirksamer kann die gezielte Förderung sein.
Symptome und Merkmale am Ende des 1. Schuljahrs:
Beobachtung |
Häufig |
Manch-mal |
Nie |
Unbe-kannt |
Zählendes Rechnen, offen oder verdeckt |
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Festhalten an Anschauungsmaterial |
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Ablehnung von Subtraktion (Minus) |
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Häufiges Verrechnen um 1 |
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Offensichtlich falsche Lösungen werden nicht erkannt |
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Ablehnung von Platzhalteraufgaben ( 8+_ = 12) |
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Anwendung eines Schemas. Verändert sich die Aufgabenstellung, weiß das Kind nicht mehr, was es tun soll |
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Der Zusammenhang zwischen 2+5 = und 12+5 = wird nicht erkannt |
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Symptome und Merkmale im Verlauf des 2. Schuljahrs:
Beobachtung |
Häufig |
Manch-mal |
Nie |
Unbe-kannt |
Zahlendreher (z.B. 52 statt 25) |
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Benennung von Zehnern und Einern nicht möglich |
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Probleme, wenn Zehnerübergänge verlangt werden |
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Der Zusammenhang von 2+5 und 20+50 / 12+15 wird nicht erkannt |
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Verrechnen um einen Zehner (70-30 = 50) |
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Rechenerleichterungen werden nicht erkannt (z.B. 21-19 wird besser durch Ergänzen gelöst, da sie nahe beieinander liegen) |
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Das 1mal1 will einfach nicht in den „Kopf“ |
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Ablehnen von Geteiltaufgaben |
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Große Probleme bei Sachaufgaben |
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Symptome und Merkmale im 3. und 4. Schuljahr
Beobachtung |
Häufig |
Manchmal |
Nie |
Unbe-kannt |
Auch einfache Aufgaben werden am liebsten schriftlich gerechnet |
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Abschätzen gelingt nicht |
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Probleme beim Diktat größerer Zahlen |
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Symptome und Merkmale beim Lernverhalten in Mathematik
Beobachtungen |
Häufig |
Manchmal |
Nie |
Unbe-kannt |
Mathematische Inhalte vom Vortag scheinen vergessen |
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Mein Kind kann sich nicht konzentrieren |
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Ohne Hilfe kann mein Kind die Mathematikhausaufgaben nicht lösen |
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Das Ausrechnen dauert sehr lange |
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Beim Üben zu Hause gibt es Streit / Tränen |
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Mein Kind blockt ab, wenn es um Mathematik geht |
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Hat mein Kind das Aufgabenschema erfasst, geht es ganz gut. Wechselt der Aufgabentyp, weiß es nicht mehr, was es machen soll |
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Liebe Eltern,
treffen bei Ihrem Kind mehrere der gefragten Symptome und Merkmale zu, so besteht die Möglichkeit der professionellen Diagnostik im MatheLabor.
Die Rechenschwäche / Dyskalkulie unterscheidet sich bei jedem Kind / Jugendlichen.
Aufschluss darüber, ob eine Rechenschwäche / Dyskalkulie vorliegt, gibt eine ausführliche Diagnostik bestehend aus standardisierten und informellen Testverfahren und der Auswertung freier Rechenübungen.